Tierphysiotherapie

Hunde haben einen ausgedehnten Bewegungsdrang, der noch in ihren Genen verankert ist. Wer nicht mit dem Rudel mithalten kann, fällt dem Angreifer zum Opfer. Um diesen Bewegungsdrang ausleben zu können, braucht ein Hund gesunde Knochen und Gelenke. Wenn Hunde beim Laufen unter Schmerzen leiden, mindert dies auch ihre Lebensfreude. Umso wichtiger ist es, durch gezielte Therapieangebote dem Vierbeiner neue Lebensqualität zu schenken.

Wenn der Bewegungsapparat akut oder chronisch erkrankt ist, verspricht eine Tierphysiotherapie den Tieren oftmals neue Lebensqualität. Ziel ist es, dass sich der Vierbeiner wieder schmerzfrei bewegen kann. Bewegungsschmerzen können ganz unterschiedliche Ursachen haben, beispielsweise nach einem Unfall auftreten, einer Erkrankung oder längeren Liegezeiten nach einer Operation. Die Physiotherapie für Hunde kann Linderung bei diversen Erkrankungen versprechen.

Skeletale Erkrankungen

Je nach Rasse des Hundes gehören skelettale Erkrankungen des Bewegungsapparates zu den häufigsten Hundekrankheiten, die im Rahmen einer Physiotherapie behandelt werden. Erkrankungen des Skeletts treten beispielsweise nach direkter Überanstrengung auf, durch Fehlstellungen der Gelenke, durch traumatische Erlebnisse wie einem Bänderriss, durch Inaktivität oder entzündliche Gelenkerkrankungen. Zu den häufigsten Erkrankungen des Hundeskeletts zählen:

Arthrose

Die Arthrose beim Hund entwickelt sich oft schleichend und zeigt sich dann durch steifer werdende Gelenke. Ursache sind ein Gelenkverschleiß und Schädigungen an den Gelenken, die beispielsweise aufgrund von Gelenkinstabiliät, Alterserscheinungen oder auch Fehlstellungen und Wachstumsstörungen entstehen.

Ellenbogendysplasie (ED)

Unter der Ellenbogendysplasie versteht man einen chronisch verlaufenden Erkrankungskomplex des Ellenbogengelenks. Sie ist eine vererbte Entwicklungsstörung und beginnt oft in der späten Entwicklungsphase großer und mittelgroßer Hunderassen.

Hüftgelenksdysplasie (HD)

Die Hüftgelenksdysplasie ist eine angeborene Fehlentwicklung der Hüfte, die zu einer Inkongruenz des Oberschenkelkopfes und der Hüftpfanne führt. Eine unbehandelte Hüftgelenksdysplasie kann eine Arthrose des Hüftgelenkes nach sich ziehen.

Kreuzbandriss

Die Kreuzbänder sorgen für Stabilität und verhindern die Verschiebung des Oberschenkels gegen das Schienbein. Durch einen vollständigen Kreuzbandriss wird das Kniegelenk des Hundes instabil, was sehr häufig zu Meniskusschäden führt. Anders als beim Menschen ist der Kreuzbandriss beim Hund meistens ein degenerativer Prozess, bei dem die Stellung zwischen Oberschenkel und Schienbein und den daraus resultierenden Scherkräften eine wichtige Rolle spielt. Je größer die Scherkräfte sind, umso größer ist die Belastung der Kreuzbänder.

Patellaluxation

Die Kniescheibe (Patella) ist in der Sehne des Musculus quadriceps femoris (vierköpfiger Oberschenkelstrecker) eingelagert und gleitet in der Knochenrinne am Oberschenkelknochen nach oben und unten. Die Zugrichtung wird durch diesen Muskel vorgegeben. Stimmt die Zugrichtung des Muskels nicht oder ist die Knochenrinne zu flach, kann die Kniescheibe verrutschen. Häufig ist die Patellaluxation angeboren oder entsteht durch eine Entwicklungsstörung.

Osteochondrose (OCD)

Dabei handelt es sich um eine Wachstumserkrankung, bei der eine Störung der Verknöcherung (Ossifikation) bzw. ein Defekt der Knorpelschicht vorliegt. Sie tritt meistens im Bereich der Schultergelenke auf und ist unter anderem auf eine übermäßige körperliche Aktivität im Junghundealter oder auf ein schnelles Wachstum zurückzuführen.

Spondylose

Dabei handelt es sich um eine Degeneration der Wirbelsäule, bei der sich Knochenspangen zwischen zwei Wirbelkörpern bilden. Durch diese Zubildungen kann die Bewegung schmerzhaft werden. Ist die Spondylose weiter vorangeschritten, kann die Leitfähigkeit der Rückenmarksnerven behindert sein. Dies kann eine Schwäche in der Hinterhand nach sich ziehen.

Frakturen (Knochenbrüche)

Von einer Fraktur spricht man dann, wenn ein Knochen im Körper ganz oder teilweise durchtrennt ist. Dabei gibt es ganz unterschiedliche Formen von Frakturen, die alle durch bildgebende Verfahren diagnostiziert werden.

Neurologische Erkrankungen

Neurologische Erkrankungen fallen dem Halter in der Regel zunächst durch ein unnatürliches Verhalten des Tieres auf. Sie halten den Kopf schief, bewegen sich abnormal oder verlieren im schweren Fall sogar das Bewusstsein. Viele dieser Erkrankungen sind mit starken Schmerzen für den Hund verbunden sowie mit akuten Bewegungseinschränkungen. Die Tierphysiotherapie ist ein Weg, dem Hund zu mehr Mobilität zu verhelfen. Neurologische Erkrankungen können sein:

Diskopathie (z. B. Bandscheibenvorfall)

Ein Bandscheibenvorfall kann unter anderem durch genetische Veranlagung verursacht werden oder durch den Alterungsprozess des Bandscheibengewebes. Aufgrund akuter Schmerzen wird der Bewegungsdrang des Tieres eingeschränkt. Halter nehmen oftmals auch eine unnatürliche Haltung des Tieres wahr.

Cauda - Equina – Kompressionssyndrom

Diese Erkrankung geht mit einer fortschreitenden Einengung der Nervenwurzeln im Lendenwirbel-Kreuzbein-Bereich einher und ist mit erheblichen Schmerzen verbunden. Die Erkrankung betrifft meist große Hunderassen. Aber auch kleine Rassen können an einer angeborenen Einengung des Wirbelkanals im Lendenwirbel-Kreuzbein-Bereich leiden.

Vestibuläres Syndrom

Bei dieser Erkrankung handelt es sich um eine Störung des Gleichgewichtorgans, das sich im Innenohr des Hundes befindet. Die Folge sind Orientierungsstörungen im Raum sowie Störungen der Bewegungskoordination.

Canine - Wobbler – Syndrom

Das Canine-Wobbler-Syndrom beschreibt einen Symptomkomplex, bei dem Rückenmarksnerven im Bereich der Halswirbelsäule eingeengt sind. Ursächlich dafür können mehrere Erkrankungen sein, von denen der Heilungserfolg abhängt.

degenerative Myelopathie

Diese Erkrankung führt zu einer langsamen Zerstörung des Rückenmarks. Sie geht mit fortschreitenden Bewegungsstörungen der Hinterhand einher. Der Hund verspürt dabei jedoch keine Schmerzen.

Radialis Lähmung

Eine Radialis-Lähmung tritt dann auf, wenn der Nervus radialis in der Vorderpfote des Hundes beschädigt ist. Die häufigste Ursache ist eine Fraktur des Oberarmknochens. Beim Hund kommt es dann häufig zum sogenannten Überköten der Vorderläufe.

Weichteilerkrankungen

Weichteilerkrankungen sind u.a. Erkrankungen von Muskeln, Sehnen oder Bändern, die sich durch Lahmheit und Bewegungsunlust zeigen. Viele Erkrankungen der Hundemuskulatur lassen sich durch eine gezielte Bewegungstherapie verbessern. Sie können eine traumatische Ursache haben oder durch degenerative Prozesse hervorgerufen werden.

Distorsionen (Verstauchungen)

Eine Verstauchung tritt häufig während der Bewegung durch Umknicken oder Verdrehen auf, beispielsweise wenn der Hund herumtollt. Er stoppt dann abrupt und zeigt eine Schmerzäußerung. Die Gelenkflächen werden dabei über das normale Maß hinaus gegeneinander verschoben, was zu einer Verletzung von Bändern oder Gelenkkapseln führt.

Tendopathien (Sehnenerkrankungen)

Tendopathien sind nicht-entzündliche Erkrankungen der Sehnen. Sie entstehen durch Überbelastung, Fehlbelastung oder degenerative Prozesse.

Kontrakturen (Verkürzung von Muskeln, Sehnen oder Bändern)

Bei einer Kontraktur verkürzt sich ein Muskel, eine Sehne oder ein Band. Infolgedessen kommt es zu einer Fehlstellung in den Gelenken, die die Beweglichkeit des Tieres einschränkt. Kontrakturen können reversibel oder irreversibel sein.

Therapieangebote

Ich biete in meiner Praxis für Tierphysiotherapie verschiedene Therapien an, die ganz individuell auf das Krankheitsbild und die Symptome angepasst werden. Es ist häufig sinnvoll, wenn der Halter eine Diagnose vom Tierarzt mitbringt.

aktive Bewegungstherapien:

Gerätetraining
stabilisierende Übungen

passive Bewegungstherapien:

manuelle Therapie
klassische Massagen
Kolonmassage
Lymphdrainagen
Dehnen
passives Bewegen
Narbenbehandlung
Atemtherapie

physikalische Therapien:

Magnetfeldtherapie
Elektrotherapie (EMS, TENS, Interferenzstrom)
Thermotherapie
Ultraschalltherapie
Lasertherapie

Behandlungsziele

Ziel der Tierphysiotherapie ist es, die Mobilität des Tieres zu erhalten oder neu zu gewinnen und ihm eine möglichst schmerzfreie Bewegung zu ermöglichen.

Schmerzlinderung
Muskelerhalt und Muskelaufbau
Wiedererlangung und Verbesserung der Nervenfunktion
Verbesserung der Koordination
Verbesserung des Gleichgewichts
Erhalt und Verbesserung der Beweglichkeit
Konditionsaufbau
Bewusstmachung von Bewegung
Gangschulung